Die Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU) wurde erneut als familiengerechte Hochschule zertifiziert. Mit dieser Auszeichnung kommt zum einen die Anerkennung für bereits umgesetzte Maßnahmen zum Ausdruck. Zum anderen wurden im Zuge der dritten Akkreditierung auch neue Ziele und Maßnahmen definiert, um Studium und Arbeit an der RWU gut mit familiären Aufgaben in Einklang zu bringen.
„Wir haben für die kommenden drei Jahre beispielsweise einen Schwerpunkt auf Pflegeaufgaben gelegt“, berichtet Christine Lauer, Referentin für Gleichstellung an der RWU und treibende Kraft in der Akkreditierungsphase. In den vergangenen Jahren lag der Fokus auf den Bedürfnissen von Mitarbeitenden und Studierenden mit Kindern. So entstand ein sehr gut ausgestattetes Eltern-Kind-Büro, Wickeltische und ein Ruheraum wurden eingerichtet, es gibt einen Leitfaden zu dem Thema Elternzeit und weitere umfangreiche Info-Angebote. Auch die Dienstvereinbarungen Arbeitszeit und Telearbeit wurden im Sinne der familiengerechten Hochschule flexibilisiert.
Dass Mitarbeitende und auch Studierende jedoch zunehmend auch Pflegeaufgaben übernehmen, rückte immer stärker in den Fokus. „So haben wir eine Veranstaltungsreihe zu dem Thema entwickelt“, berichtet Christine Lauer weiter. „Daran, dass bei dem Vortrag zum Thema Demenz über 70 Hochschulangehörige teilgenommen haben, kann man sehen, wie viele Menschen in ihrem familiären Umfeld davon betroffen sind.“
Ein Projekt, in das alle Mitglieder der Hochschule einbezogen sind
Im Jahr 2015 erhielt die RWU erstmals das Siegel „familiengerechte Hochschule“, ein zweites Mal dann 2018 und nun wieder 2021, abermals für drei Jahre. Auch wenn das Zertifikat der Hochschule bereits im vergangenen Jahr zugesprochen wurde, fand die feierliche Übergabe coronabedingt nun erst Ende Juni 2022 statt.
„Ohne Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die ihre Beschäftigten aktiv unterstützen, kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht gelingen. Mit dem Audit senden die Unternehmen an ihre Beschäftigten die klare Botschaft, dass sie sich systematisch und nachhaltig für eine familienbewusste Arbeitswelt bzw. für familiengerechte Studienbedingungen einsetzen“ sagte die Bundesfamilienministerin Lisa Paus bei der Vergabefeier.
Für die erneute Zertifizierung führte die berufundfamilie Service GmbH an der RWU Gespräche mit Lehrenden, Studierenden und Mitarbeitenden. Das Fazit fiel sehr positiv aus. „Es wurde deutlich, dass wir an der RWU familiengerechte Arbeits- und Studienbedingungen sehr ernst nehmen. Das ist ein Projekt, in dem alle Mitglieder der Hochschule einbezogen sind“, sagt Professor Dr. Jörg Wendorff, Dekan der Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege sowie Beauftragter für die familiengerechte Hochschule an der RWU.
Lehrende, Mitarbeitende und Studierende begegnen sich in ihrer Rolle als Eltern
Aber es gab auch Verbesserungsvorschläge. Und so schnürte eine Steuerungsgruppe das Maßnahmenpaket für die kommenden Jahre. Grundlage hierfür waren verschiedene Erhebungen wie die Ergebnisse der Qualitäts-Werkstatt, eine Bedarfsanalyse unter Mitarbeitenden sowie eine Diversity-Befragung unter Studierenden. In acht Handlungsfeldern wurden Ziele und Maßnahmen, Zeitpläne und Messkriterien festgelegt.
Neben dem bereits erwähnten Pflegethema werden die Schwerpunkte auf der Förderung und dem Ausbau von Online-Lehre, weiteren SPO-Verbesserungen für Studierende mit Familienaufgaben sowie der Konsolidierung des bisher Erreichten liegen. „Es geht jetzt weniger um viele neue Maßnahmen“, sagt Christine Lauer, „sondern darum, das Thema Familienfreundlichkeit noch tiefer in der Hochschulkultur zu verankern.“ Schließlich sehe man darin auch ein Marketinginstrument, sowohl in der Personalgewinnung wie auch im Austausch mit Studieninteressierten.
Eine kommunikative Maßnahme, die bereits durchgeführt wurde, ist der Hochschulkindervormittag. Studierende, Lehrende und Mitarbeitende waren eingeladen, ihre Kinder an einem Vormittag in den Pfingstferien mit an die Hochschule zu bringen. Dort gab es dann ein Programm, das den Kindern den Ort, an dem ihre Eltern arbeiten und studieren, näherbrachte. „Ein wichtiger Effekt war aber auch“, so Christine Lauer, „dass sich Professoren, Mitarbeiter und Studierende in ihrer Rolle als Eltern begegnet sind. Das hat sehr zur Vernetzung beigetragen.“ Und ganz nebenbei entstand dabei das Foto mit den Kindern und der Zertifizierungsurkunde, das zum besten Foto des diesjährigen Audits gewählt wurde.
Text: Christoph Oldenkotte