Bei der Planung von Maßnahmen gegen die Gasmangellage wurde an der RWU eine temporäre Schließung der Hochschulgebäude intensiv diskutiert. Die Verankerung des Klimaschutzes in Lehre und Forschung ist eine wichtige Komponente des künftigen Klimaschutzkonzepts der RWU. Um jedoch die Lehre nach den pandemiebedingten Einschränkungen nicht erneut zu beeinträchtigen, wurden technische Maßnahmen eingeleitet und eine Hochschulschließung abgelehnt.
Energiesparmaßnahmen an der RWU
Mattis Leissner, Kevin Nafz und Dominique Mutz untersuchten im Rahmen einer Vorlesung bei Professor Dr. Thomas Schreier-Alt im Studiengang Energie- und Umwelttechnik, welches Einsparpotenzial die temporäre Rückkehr zur Online-Lehre über Weihnachten gehabt hätte. Sie fanden heraus, dass die Energiesparmaßnahmen auch ohne eine Hochschulschließung erfolgreich waren. Gegenüber dem bereits energiesparsamen Corona-Dezember 2021 wurden etwa vierzehn Prozent Wärmeenergie eingespart. Unterstützt wurde die Analyse von Hartmut Gräter, dem Klimaschutzmanager des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, der seinen Dienstsitz an der RWU hat, sowie von Tillman Pfaue, der als Leiter des Technischen Betriebs I für das Gebäudemanagement an der RWU zuständig ist. Wie konnte trotz der Präsenzlehre Gas eingespart werden?
Wann die Gasanlage einspringt
Der Energiebedarf aller RWU-Gebäude in den Hochschulbereichen Welfenareal und Töbele wird durch eine Hackschnitzelanlage abgedeckt, solange die Temperaturen bei mindestens vier Grad über dem Gefrierpunkt liegen. Erst wenn die Temperaturen weiter sinken, hilft die Gasanlage aus. Ein Blick in die Klimatabellen der letzten Jahre zeigt: Mitte Dezember setzt häufig eine Warmphase ein. So auch im Dezember 2022. Nur an wenigen Tagen lagen die Temperaturen unter vier Grad. Der milde Dezember hatte es ermöglicht, die Gebäude weitgehend mittels Hackschnitzelanlage zu versorgen und Gas einzusparen.
Die Analyse brachte ebenfalls ans Licht, wo der Schuh drückt. Es fehlt eine zentrale digitale Erfassung der Verbrauchsdaten einzelner Gebäude. Dies erschwert ein rasches Erkennen und Beseitigen von Missständen. Zudem weist der denkmalgeschützte V-/P-/M-Komplex sowie das Lehrschwimmbad eine kritische Bausubstanz, bedingt durch die in die Jahre gekommene Bausubstanz auf.
Die Voraussetzungen für eine umfassende messtechnische Erfassung und Auswertung werden in den nächsten Monaten geschaffen. Die dann gewonnenen Daten werden helfen, die anstehenden Maßnahmen zielgerichtet und wirtschaftlich umzusetzen.
Text: Thomas Schreier-Alt/ Hartmut Gräter/ Vivian Missel