Veränderung von Mobilität, Energieversorgung, Nachhaltigkeit und Klimawandel, funktionierende Lieferketten, Digitalisierung – Unternehmen sind heute facettenreichen Wandlungsprozessen ausgesetzt. Manche dieser Prozesse sind aufgrund unternehmerischer Entscheidungen selbstgewählt und manche müssen von gesellschaftlicher Seite mitgetragen werden. Dieser Wandel verlangt von den Unternehmen als Gesamtorganisation Beweglichkeit und Wille zur Veränderung. Aber auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen sich heute im Laufe ihres Berufslebens verändern: Sie müssen ihre gelernten Fähigkeiten erweitern, sich neuen Strukturen anpassen oder sogar ganz neue Kompetenzen entwickeln.
Wie herausfordernd ein Veränderungsprozess für ein Unternehmen und dessen Personal sein kann, zeigte Felix Aurich, Personalentwickler bei der ZF Friedrichshafen AG, in seinem Gastvortrag „Strategische Personalentwicklung @ZF – Das E-Cademy Projekt“. Der Vortrag fand auf Einladung von Professor Dr. Götz Walter im Rahmen der Vorlesung „Arbeits- und Organisationspsychologie“ im Bachelorstudiengang Betriebswirtschaftslehre und Management statt. Die Studierenden sollten einen praxisnahen Einblick in ein digitales Projekt zur Entwicklung des Personals bei einem international agierenden Großunternehmen erhalten. Den Vortrag verfolgten ebenfalls Studierende aus dem Masterstudiengang Betriebswirtschaftslehre und Unternehmerisches Handeln, die als potenzielle Führungskräfte die unternehmerischen Möglichkeiten der Steuerung von Change-Prozessen im Personal kennenlernen wollten.
Vor allem die Transformation der Automobil-Branche zu einer reinen Elektromobilität stellt für die ZF eine entscheidende Herausforderung dar. Für ZF war schnell klar, dass eine so umfangreiche Veränderung nur mit einer umfassenden Weiterentwicklung von Kompetenzen und Fähigkeiten der Mitarbeitenden gelingen kann. Dies reicht von einfachen Weiterbildungen und Ergänzungen vorhandener Kompetenzen bis hin zur Umschulung hin zu einem komplett neuen Berufsbild, wie zum Beispiel von mechanischen Ingenieuren zu Software-Ingenieuren. Um das alles erfolgreich zu steuern und umzusetzen, setzt die ZF auf ein digitales Konzept in der Personalentwicklung: mit der E-Cademy können Mitarbeitende auf digitale Lehrinhalte zugreifen, die für ihr zukünftiges Aufgabenfeld relevant sind. Dabei ist die Herausforderung, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom aktiven Lernen zu überzeugen und Strukturen zu schaffen, die ein Lernen begünstigen. Aus diesem Grund wurde ein vorrangig digitales Lernen einer Offline-Schulung vorgezogen.
Felix Aurich zeigte den Studierenden auch, dass Inhalte aus dem Studium in der Praxis äußerst aktuell sind: Wie gestalte ich Führung heute, wenn ich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterentwickeln muss? Wie kann eine geeignete Unternehmenskultur etabliert werden, die Bildung als wichtigen Teil des Gesamterfolgs sieht? Wie bringe ich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu, sich aus der Komfortzone zu bewegen und etwas Neues auszuprobieren? Wie wird heute Arbeit generell gestaltet? Das sind alles Fragen, die Professor Dr. Walter in seinen Lehrveranstaltungen mit den Studierenden aktiv diskutiert: „Mich freut, dass Herr Aurich den Studierenden zeigt, dass sich die Firmen wirklich konkret mit psychologischen Fragestellungen beschäftigen. Absolventinnen und Absolventen der Betriebswirtschaftslehre sind heutzutage nicht mehr nur reine Zahlenjongleure. Sie müssen vielfach auch menschliche Faktoren mitbedenken und menschliches Verhalten aktiv gestalten. So wie bei der ZF mit der Umsetzung der E-Cademy.“