“Das International Business Project wird von deutschen und internationalen Studierenden als Pionierprojekt an der Budapest Business School, einer Partnerhochschule der RWU durchgeführt“, so Prof. Dr. Barbara Niersbach. Als Studiendekanin des berufsbegleitenden MBA Studiengangs IBS schätzt sie und ihre Studierenden Internationale Studienwochen als ein wichtiges Kernelement des Studiums. Nun also das erste Mal eine Studienwoche für 20 Bachelorstudierende der International Academy (IA)!
Die IA wird von ihr in ihrer Funktion als Auslandsbeauftragte der Fakultät, geleitet. Ihr Kollege, Prof. Dr. Eberhard Hohl, begründete vor über 15 Jahren die Kooperation mit der Budapest Business School (BGE). Als Leiter dieser Studienwoche hebt er gleich bei der Begrüßung der Studierenden die Kernfelder der Studienreise hervor: „Das akademische Feld bezieht sich auf Vorlesungen, Seminare und Dialoge mit Lehrenden sowie ungarischen Studierenden. Das businessbezogene Feld gibt den RWU Studierenden Einblicke in die ungarische Geschäftswelt im Rahmen von Firmenbesuchen sowie Diskussionen bei der Deutsch-Ungarischen Handelskammer“. Herr Nayan Kadam (M.Sc. M.A.) betont als Co-Leiter und Koordinator der Studienreise besonders das dritte Kernfeld: „Das Feld der interkulturellen Kompetenzstärkung durch achtsame Begegnungen und Erfahrungen bei Kunst und Kultur sowie vor allem im Dialog mit Menschen in alltäglichen Situationen“.
Möbelunternehmen Bányai Bútorok
Am zweiten Tag der Studienreise besuchten die Studierenden außerhalb von Budapest, in Pilisvörösvár, den Möbelhersteller Bányai Bútorok. Das Möbelunternehmen, das von der Familie Bányai seit dem Jahr 1978 geführt wird, ist spezialisiert auf die Erstellung und Bearbeitung von hochwertigen Küchen- und Badezimmermöbeln. Die Gruppe wurde dort vom Eigentümer und Geschäftsführer Péter Bányai willkommen geheißen. Die Unternehmensbesichtigung war sehr eindrucksvoll. Besonders aufgefallen ist, dass die Firma Bányai viele deutsche Maschinen benutzt, "da diese besonders präzise und sauber arbeiten", so der Inhaber von Bányai Möbel. Sehr interessant war es für die Studiengruppe, als Herr Bányai auf die aktuelle Lage in Ungarn einging. „Doch trotz der derzeit schwierigen wirtschaftspolitischen Lage, die dort herrscht, kann das Unternehmen sich gut am Markt behaupten“. Die Fragerunde zusammen mit ihm und Dr. László Bodolay, unserem Betreuer von der BGE, war für die Studierenden sehr aufschlussreich im Hinblick auf unternehmerische Herausforderungen und Strategien auf dem ungarischen und europäischen Markt.
Budapest Business School (Budapesti Gazdasági Egyetem BGE)
Die Budapest Business School (BGE) ist mit ca. 19.000 Studierenden die größte Wirtschaftshochschule in Ungarn. Sie wurde 1857 gegründet und bietet eine Vielfalt von Wirtschafts- und Managementstudiengängen sowie Austauschprogrammen an. Mit international anerkannten Dozenten und modernen Lernmethoden ist die Hochschule bekannt sowohl für ihre hohe akademische Qualität als auch für ihre Praxisorientierung.
Die Studierenden der RWU wurden herzlich von der Department Leiterin, Frau Dr. Marianna Válóczi empfangen und begrüßt. Zum Einstieg gab es eine interessante Vorlesung von Herrn Dr. Bodolay zur Geschichte und Kultur Ungarns unter dem Titel „Ungarn, ein Land zum Kennenlernen“. Anschließend erfolgten eine Campustour und Gespräche zusammen mit ungarischen Studierenden. Gegen Ende des Tages an der Partnerhochschule wurde den Studierenden der bewegende Dokumentarfilm „No Command!“ gezeigt. Die Studierenden konnten mit dem Regisseur Péter Szalay und der Dramaturgin Dr. Ildikó Hidas die turbulenten Ereignisse rund um die Grenzöffnung von 1989 diskutieren und die Eindrücke verarbeiten.
Wichtig zu erwähnen ist, dass die bewährte ERASMUS Kooperation mit der BGE zahlreiche bilaterale Studierendenaustausche und Projekte sowie eine rege Dozenten-Mobilität umfasst. Sowohl Dr. László Bodolay als auch Prof. Dr. Eberhard Hohl sind hierbei bewährte ERASMUS-Gastdozenten. Im Rahmen der diesjährigen Studienwoche hielt Professor Hohl seine Lehrveranstaltung auf Englisch bei Studierenden der BGE zum Thema „Fit für fremde Kulturen: Erfolgsfaktor interkulturelle Kommunikation und Zusammenarbeit“.
Künstlerstadt Szentendre
Szentendre ist eine malerische Kleinstadt Nähe Budapest am Ufer der Donau mit pastellfarbenen Häusern, Kopfsteinpflastergassen und einem Freilichtmuseum. Herr Dr. Bodolay führte die Studierenden durch die Stadt und erzählte von den verschiedenen Kulturen, den barocken Gebäuden, den Museen und Kirchen. Zum Abschluss des geschichtlich-kulturellen Ausflugs besuchte die Gruppe das berühmte Marzipanmuseum.
Deutsch-Ungarische Industrie- und Handelskammer
Am vierten Tag der Studienfahrt waren die Studierenden zu Besuch bei der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer, kurz DUIHK. Die Hauptaufgabe der DUIHK ist die deutsch-ungarischen Handelsbeziehungen zu fördern. Die Kammer vertritt ca. 900 Mitglieder aus allen Bereichen der Wirtschaft und ist Mitglied des Netzwerks von deutschen Auslandshandelskammern, kurz AHK. Die Mitgliedschaft in der DUIHK ist freiwillig und nicht nur auf deutsche Unternehmen beschränkt.
Die Studierenden wurden dort herzlich von Frau Zsuzsanna Sipka in Empfang genommen. Herr Dirk Wölfer, Bereichsleiter Kommunikation, brachte ihnen in Form eines informativen und spannenden Vortrags die deutsch-ungarischen Handelsbeziehungen sowie die Aufgaben der DUIHK näher. Auch machte er die Studierenden auf Herausforderungen aufmerksam, die die Unternehmen derzeit und künftig meistern müssen z. B. hohes Inflationsgeschehen, Fachkräftemangel, demografischer Wandel, Rekrutierung und Bindung von Talenten, Digitalisierung).
Kulturelle Erfahrungen
Neben Szentendre standen auch noch andere faszinierende und sehenswerte Plätze in Budapest auf dem Programm. So wurde die Gruppe gleich am ersten Tag, nach dem Check-in, von Herrn Dr. Bodolay in seiner Rolle als Reisebegleiter begrüßt und von ihm auf eine erste Erkundungstour durch das Stadtwäldchen nahe dem Zoo geführt. Nicht unweit davon konnten die Studierenden das Ungarische Museum für Agrikultur im Schloss Vajdahunyad bewundern. Nach einem kurzen Besuch beim Denkmal der Revolution endete die Tour zum Abschluss des Tages auf dem berühmten Heldenplatz mit dem 30 Meter hohen Millenniumsdenkmal.
Morgens, am zweiten Tag der Reise, fuhren die Studierenden zusammen mit Herrn Dr. Bodolay zum Burgpalast in Buda. Die alte Burganlage beherbergt auch die Residenz des Ministerpräsidenten Viktor Orbán und die Residenz der Präsidentin der Republik Ungarns, Katalin Novák. Vor dem Palais der Staatspräsidentin konnten die Studierenden auch dem eindrucksvollen Wachwechsel beiwohnen.
Am Freitagvormittag stand das bekannte Strudelhaus auf dem Programm. Hier bekamen die Studierenden eine anschauliche Unterweisung in die Herstellung von Strudel und durften sogar ein bisschen selbst Hand anlegen. Danach konnte die Gruppe noch verschiedene Strudelarten probieren. Im Anschluss dazu bekamen die Studierenden von Herrn Dr. Bodolay Fragen zum historischen und modernen Budapest und machten sich auf, um in kleinen Gruppen die Stadt zu erkunden sowie die Antworten auf die Fragen zu finden. Diese „Schnitzeljagd“ war eine Herausforderung für die verschiedenen Teilgruppen und endete am Nachmittag an der berühmten Staatsoper. Dort bekam die ganze Gruppe eine geführte Tour durch das 1884 erbaute Gebäude und konnte sogar einer Gesangsaufführung auf der Opernbühne beiwohnen.
Dann war es auch schon Samstag und damit der letzte komplette Tag in Budapest. Die Studierenden erkundeten die Zentrale Markthalle und so manch einer kaufte dort auch ein schönes Mitbringsel für die Familie und Freunde zu Hause. Beim gemeinsamen Mittagessen in einem typischen ungarischen Lokal wurden in einer Abschlussrunde, moderiert von Prof. Hohl, Dr. Bodolay und Herrn Kadam, die gemachten persönlichen, fachlichen und kulturellen Lernerfahrungen der Studienreise engagiert ausgetauscht. Es wurden auch die Teilgruppen der „Budapest-Schnitzeljagd“ in Form von Marzipankonfekt und leckerer ungarischer Schokolade „prämiert“.
Am Nachmittag stand eine Donaufahrt auf dem Plan – zugleich eine Möglichkeit, die Studienfahrt in entspannter Atmosphäre ausklingen zu lassen. Vom Schiff aus bot sich den Studierenden noch einmal ein anderer Blick auf die Stadt und ihre berühmten Sehenswürdigkeiten wie z. B. die Kettenbrücke, die Buda und Pest verbindet oder das imposante Parlamentsgebäude. Dieser Blick vom Wasser auf die imposante historische Kulisse der Stadt war ein schöner letzter Eindruck der gelungenen Studienwoche. „Diese gemeinsame Bootsfahrt war damit eine abschließende Inspiration für die Studierenden, die sich im Laufe der Woche besser kennenlernten und auch voneinander viel lernen konnten“, so Noelle Keppler (BM-Studierende, 3. Semester).