Auf Initiative der Leiterin der International Academy (IA) und Auslandsbeauftragten der Fakultät Technologie und Management, Professorin Dr. Barbara Niersbach, wurden erstmalig im Rahmen der Studienwoche zwei europäische Hauptstädte besucht: Wien und Bratislava. Die Leitung der Studienwoche übernahmen Professor Dr. Eberhard Hohl und Professor Dr. Frank Ermark.
Die Studienwochen werden im Rahmen des Wahlfachs „International Business Project“ für inländische und ausländische Studierende angeboten. „Durch dieses Format können die Studierenden neben der fachlich-akademischen Horizonterweiterung unternehmensbezogenes Know-how und interkulturelle Kompetenzen sammeln“, so Eberhard Hohl.
Barocker Auftakt
Der Auftakt der Studienreise führte die RWU-Studierenden zum Schloss Schönbrunn, die ehemalige Sommerresidenz der Habsburger Monarchie und ein Paradebeispiel barocker Architektur. Beeindruckt bei der Führung durch das Schloss waren die Studierenden von den Prunkräumen im Rokokostil insbesondere vom Spiegelsaal, in dem der sechsjährige Mozart vor der Kaiserin Theresia musizierte.
Nach einem gemeinsamen Spaziergang durch den weitläufigen Schlosspark ging es mit der Straßenbahn zurück zu einer kulturellen Tour im Zentrum der lebhaften Weltstadt. Einen gelungenen Abschluss für die Gruppe bildete der Besuch eines traditionellen Wiener Kaffeehauses, dem berühmten Café Central mit seinem besonderen Flair und der beeindruckenden Innenarchitektur.
Wien – eine Welt-Metropole
Wien, Österreichs 2-Millionen-Haupstadt, wurde dieses Jahr vom britischen „Economist“ zum vierten Mal seit 2018 an die Spitze des weltweiten, jährlichen Städterankings zur lebenswertesten Stadt gewählt. Es gibt viele gute Gründe hierfür, die auch für die Studierenden während des Aufenthalts spürbar waren.
Für Daniel Kabelkov ist die Auszeichnung nachvollziehbar: „Gute Infrastruktur, die Dichte herausragender Sehenswürdigkeiten, viele Lokale und Cafés, schöne Parkanlagen, jede Menge Kultur mit Galerien, Museen, Events und ein spürbares positives Lebensgefühl der Menschen. Ich bin außerdem sehr begeistert, dass es überall in der Stadt Trinkwasserspender mit hervorragender Wasserqualität gibt“, sagt der BWL-Student im vierten Semester.
Seestadt Aspern - größtes Stadtentwicklungsprojekt Europas
Im 22. Wiener Bezirk von Wien entsteht die Seestadt Aspern, eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas. Hier sollen bis 2030 Wohnraum für mehr als 25.000 Menschen sowie rund 20.000 Arbeitsplätze entstehen. Auf dem Fundament innovativer Konzepte wächst ein Stadtteil, der hohe Lebensqualität, Nachhaltigkeit und dynamische Wirtschaftskraft verbindet. Um dieses Projekt zu realisieren haben sich mehrere Projektpartner zusammengeschlossen. Zu den größten zählen die Stadt Wien und Siemens.
Die Studierenden wurden vom Projektleiter „Aspern Smart City Research“ (ASCR) durch das bebaute Gebiet geführt. Dabei konnten sie das HoHo Wien bestaunen, das zurzeit mit 84 Metern Höhe höchste Holzgebäude in Österreich und das dritthöchste der Welt. Im Demo Center ASCR wurde das innovative Stadtentwicklungsprojekt anhand eines dreidimensionalen Stadtplans anschaulich erläutert und lebhaft diskutiert.
TU Wien Pilot Factory
Ebenfalls in der Seestadt angesiedelt ist die „TU Wien Pilot Factory“, eine Forschungseinrichtung der Technischen Universität Wien. Sie wird von vielen namhaften Unternehmen unterstützt und widmet sich der Erforschung zukunftsweisender Themen. Dazu zählen unter anderem die Konzepte „Industrie 4.0 und 5.0“. Dabei geht es um die Maschinen und Roboter, die miteinander kommunizieren können und Fertigungsprozesse erleichtern mit Hilfe von Robotik und Lasertechnik. In der Pilot Factory empfing die Leiterin der Forschungseinrichtung, Dr. Claudia Schickling, die RWU-Gruppe. Es folgte eine Führung durch den gesamten Maschinenpark.
Luft- und Raumfahrttechnologie
Der Besuch der Firma TTTech, die mit 2.300 Beschäftigten weltweit in der Fahrzeug- sowie Luft- und Raumfahrttechnologie tätig ist, war von Dr. Hans-Jürgen August, dem Leiter des Qualitätsmanagements bei TTTech, konzipiert worden. Beeindruckend für die Studierneden waren die Vorstellungen aktueller Projekte, wie die Arbeit für das Raumfahrtprogramm der European Space Agency (ESA). Kurz zuvor hatte Ariane 6, die europäische Trägerrakete ihren ersten Flug erfolgreich durchgeführt, mit an Bord TTTech-Systeme zur sicheren Datenkommunikation.
In der Sparte „TTTech Auto“ stieß die Präsentation zu Connected Vehicles, Autonomous Vehicles und Cloud Connections auf besonderes Interesse. Es folgte ein interaktiver, praxisnaher Vorlesungsnachmittag zum Thema „Innovationsmanagement: Von der Kreativität zur Erfindung und Innovation“.
Besuch der Deutschen Auslandshandelskammer
Die Deutsche Auslandshandleskammer (AHK) spielt eine zentrale Rolle bei der Förderung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen und bietet eine Vielzahl von Dienstleistungen an, beispielsweise Markteintrittsberatung, Netzwerkveranstaltungen und Unterstützung bei rechtlichen Fragen. Niclas Buschke, Leiter der Marktberatung, ermöglichte der Gruppe aus Weingarten Einblicke in die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und Deutschland sowie spezifische kulturelle und mentalitätsorientierte Besonderheiten seines Heimatlandes („Austria is not Germany“).
Neben den kulturellen Unterschieden und den damit verbundenen geschäftlichen Implikationen betonte Niclas Buschke die Start-up Landschaft in Österreich. Seit 2011 wurden mehr als 3.300 Start-ups gegründet, wobei Wien das Zentrum der Gründrsezen ist.
University of Economics in Bratislava
Ein Tagesausflug nach Bratislava rundete die Studienreise ab. Die Hauptstadt der Slowakei hat 470.000 Einwohner und ist nur rund 80 Kilometer von Wien entfernt. Mit dem Twin-City-Liner, einem modernen Katamaran, erreichten die Studierenden nach einer einstündigen Fahrt über die Donau das Herz der Stadt. Auf dem Campus der University of Economics in Bratislava, der größten Universität der Slowakei, empfing Professorin Dr. Denisa Čiderová von der Wirtschaftsfakultät den Besuch aus Weingarten. Zusammen mit Studierenden aus aller Welt gab Eberhard Hohl eine interkulturelle Vorlesung zum Thema „The Successful Culture Manager“. Der Besuch der RWU war eingebetet in eine „International Summer School“ unter Leitung von Denisa Čiderová.
Die RWU-Studierenden wurden in kleine, international gemischte Gruppen eingeteilt, um gemeinsam eine Case Study über Nissan und deren globales Risikomanagement zu bearbeiten. Diese Fallstudie bot den Studierenden einen Einblick in die Arbeitsweisen in Japan und zeigte, wie kulturelle Unterschiede die Herangehensweise an Geschäftspraktiken beeinflussen können. Die Ergebnisse wurden anschließend präsentiert und lebhaft diskutiert.
Nach einer Campustour ging es zurück in die historische Altstadt mit ihren geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten wie dem Martinsdom aus dem 13. Jahrhundert, der einst als Krönungskirche für ungarischen Könige diente. Auch die gotische Burg, einst Königssitz und Symbol Bratislavas, das Alte Rathaus und das Michaelertor vermittelten die Bedeutung Bratislavas in der Geschichte Mitteleuropas. Zum Abschluss des ereignisreichen Tages gab es ein Abendessen mit traditionellen slowakischen Gerichten.
„Während unseres Aufenthalts in Wien erhielten wir tiefe Einblicke in die Geschichte der Stadt und gleichzeitig auch in moderne Projekte. In Bratislava konnten wir unser interkulturelles Verständnis erweiterten. Die Studienreise hat kulturellen Austausch und praxisnahe Weiterbildung kombiniert“, resümiert Ben Franca, der an der RWU im vierten Semester Betriebswirtschaftslehre und Management studiert.