Ein alter Bus und eine neue Idee veranlassten Marius Lorinser und Julian Gabriel dazu, über die Grenzen ihres Studiengangs hinauszuschauen und sich mit dem Einsatz von Photovoltaikanlagen auseinanderzusetzen. „Die Thematik ist sehr aktuell und mein Vater ist in der Solarbranche tätig. Wir sind dadurch auf die Idee gekommen, etwas in die Richtung zu machen“ sagt Marius Lorinser.
Photovoltaik für den Camper
Bei ihrer Projektarbeit wollten die beiden Maschinenbaustudenten nicht nur etwas für das Labor bauen, sondern das Resultat der Arbeit auch im Anschluss nutzen können. So entschlossen sich die Studierenden dazu, Julians alten Feuerwehrbus in einen, vom Stromnetz unabhängigen Camper zu verwandeln. Sie installierten ein Solarmodul auf dem Dach des Autos. Die damit erzeugte Energie speist eine Batterie, mit der die elektronischen Geräte im Innenraum des Campers betrieben werden. Licht, Kühlschrank und Musikanlage können so unabhängig von der Autobatterie ausschließlich durch Photovoltaik betrieben werden.
Damit auch der Laptop und die Kaffeemaschine genutzt werden können, haben Julian und Marius Steckdosen in den Bus eingebaut. Mit der Hilfe eines Spannungswandlers kann die gewonnene Energie von 12 auf 230 Volt umgewandelt werden. Der VW-Bus fährt allerdings weiterhin als Verbrenner. „Für den Antrieb als E-Auto wäre die Fläche der Anlage zu klein, daher dient das Modul nur zur Unterstützung“, sagt Julian Gabriel.
Von der Planung bis zum Bau
Von der Idee bis zum fertigen Aufbau benötigten die beiden Studenten etwa zwei Semester. Den größten Teil davon nahm die Planung in Anspruch. Die tatsächliche Montage dauerte nur drei Tage. Die komplette Konstruktion ist mit nur neun Schrauben am Dach des T4-Busses befestigt und kann jederzeit demontiert werden. Um das Solarmodul im optimalen Winkel zur Sonne auszurichten und so den maximalen Wirkungsgrad erzielen zu können, haben die beiden Maschinenbaustudenten das Gestell von Grund auf geplant, angepasst und gebaut.
So zur Sonne ausgerichtet, erzeugt das Solarmodul 330 Watt. Die spezielle Batterie für Solaranlagen hat eine Kapazität von 125 Amperestunden. Das macht es möglich, die Batterie innerhalb von einem Tag vollständig aufzuladen. Der gespeicherte Strom reicht im Normalbetrieb für zwei Tage. Sollte es doch mal an Sonnenlicht fehlen, kann die Batterie über einen Anschluss am Auto geladen werden.
Interdisziplinäres Arbeiten
Das Thema „Photovoltaik“ gehört nicht zu den üblichen Arbeitsgebieten im Maschinenbau. Unterstützung erhielten die beiden Studenten vom Studiendekan für Energie- und Umwelttechnik, Professor Dr. Christoph Ziegler „Diese Projektarbeit sitzt genau an der Schnittstelle zwischen Maschinenbau und Energie- und Umwelttechnik“. Die beiden Studenten mussten von der Strömungssimulation über das Energiesystem der Solarzelle bis hin zur Konstruktion alle Aspekte berücksichtigen und sich neues Wissen aneignen.
Vor allem dieser interdisziplinäre Aspekt und der Umgang mit dem Neuen machte die Projektarbeit für Julian und Marius so interessant: „Es reizte uns, die beiden Bereiche miteinander zu verbinden und es war spannend zu sehen, wie alles zusammen funktioniert“, sagt Julian Gabriel.
Für Julian im Einsatz war das ehemalige Feuerwehrauto auch schon: Der Camper verbrachte seinen ersten Urlaub am Gardasee.