Der Abend beginnt mit einem Rückblick auf die Saison 2018. Und bevor diese zur erfolgreichsten des Weingartender Rennstalls wurde, stand am Anfang ein Schock: Auf den Leinwänden werden Ausschnitte eines Whatsapp-Chats eingeblendet. „Wir hatten einen Unfall!“ Nachdem klar war, dass dem Fahrer nichts Schlimmes zugestoßen war, auf der anderen Seite jedoch das Wort „Totalschaden“ für den Zustand des Wagens noch zu nett klang, folgte der Post eines Sponsors: „Bis wann kommen die Zeichnungen? Wir haben 3 Maschinen frei.“ Einer dieser magischen Formula Student Momente.
„Das beste in den Studenten steht nicht in den Noten“
Auch der Rektor der Hochschule zielt mit seinem Grußwort auf die Tugenden, die das Formula Student Team Weingarten auszeichnen. „Das beste in den Studenten steht nicht in den Noten“, so Professor Dr. Thomas Spägele in Anlehnung an ein Zitat Gustav Mahlers. Stellvertretend für die vielen Sponsoren spricht Nicolas Flosbach, Leiter des Automuseums in Wolfegg. Er betont auf wie viel Begeisterung die Rennautos des FSTW in seiner Ausstellung stoßen.
Dann nimmt der Abend so langsam die Kurve in Richtung Neuwagen: Die aktuelle Teamleitung, Selina Lorinser, Markus Schmid und Marcel Schultheiß sowie der Subteamleiter Software Christoph Wald stellen die technischen Errungenschaften seit der Teamgründung 2012 und im Besonderen die Neuerung am Stinger 19c vor. Hervorzuheben aus den vielen Details ist das neue Front-Monocoque, in diesem Jahr erstmals eine reine Carbonhülle. Mit dieser Neuerung werden die Weingartener vermutlich auch in diesem Jahr ihrem Ruf als „Leichtbauweltmeister“ gerecht.
Eine zweite wesentliche Neuerung wurde durch den Support der Firma Dell möglich: Erstmals konnten im vergangenen Jahr die Daten aus dem Windkanal validiert werden. Die danach neu entwickelte Aerodynamik glänzt mit einer um 45 Prozent gesteigerten Downforce bei einem Gesamtgewicht von unter neun Kilo.
Der Driverless-Wagen erkennt die Strecke nun mit drei Kameras
Für das fahrerlose Fahrzeug hatte Subteamleiter Christoph Wald im vergangenen Jahr noch das Ziel ausgegeben, das Auto solle fahren. Dass man dann in der Driverless-Klasse im ersten Jahr auf dem Event in Spanien sogleich den ersten Platz Overall belegte, übertraf die Erwartung. Entsprechend sind das Selbstbewusstsein und auch die Erwartungen für die Saison 2019 gestiegen. Eine wesentliche Änderung am Stinger 19d ist die Umstellung auf drei Kameras, wodurch das Sichtfeld, das sich im vergangenen Jahr als zu gering erwies, von 70 auf 160 Grad erweitert wurde.
Zwei Personen wird schließlich an diesem Abend – bevor die neuen Autos im Blitzlicht und mit lauter Musik enthüllt werden – die Ehrenmitgliedschaft im FSTW überreicht: Johannes Hirscher, denn, so die Moderatoren Sven Schumacher und Sebastian Spägele, „nur durch ihn konnten wir das leichteste Team der Welt werden“. Und René Manner, dessen selbst entwickelte Ölpumpe zahlreiche technische Neuerung an dem Auto möglich machte.
Immer wieder steht die Frage im Raum, warum investieren so viele junge Menschen so viel Zeit in die Entwicklung dieser Autos, warum lassen sie dafür sogar die eine oder andere Vorlesung schleifen oder vernachlässigen Partner und Familie. Teamleiter Markus Schmid bringt die Antwort darauf und den Kern des FSTW-Virus auf den Punkt und sagt: „Diese Frage stellt sich mir – nicht!“
Zum zweiten Mal in der Driverless-Klasse am Start
Text:
Christoph Oldenkotte