Pflegeheime sind dabei nicht nur in Extremsituationen wie der COVID-19-Pandemie, sondern wiederkehrend (z. B. Noroviren, MRSA) vor die Herausforderungen gestellt, ein Bündel an Infektionsschutzmaßnahmen anzuwenden. Dabei sind u. a. das An-/Ablegen der persönlichen Schutzausstattung und die mangelnde Desinfektion bestimmter Handflächen neuralgische Punkte, an denen Infektionsverschleppungen auftreten können.
Im gemeinsamen Projekt „MoVe-P“ der Forschungsgruppe Human Computer Interaction des Instituts für Digitalen Wandel unter Leitung von Prof. Markus Lauterbach und dem Institut für Gerontologische Versorgungs- und Pflegeforschung unter Leitung von Prof. Dr. Maik H.-J. Winter wird gemeinsam mit der Stiftung Liebenau als Praxispartner eine Datenbrillenanwendung entwickelt, die Pflegefachpersonen bei der Umsetzung von Hygienemaßnahmen und bei der Pflegedokumentation unterstützen soll.
Ende November 2022 fanden die ersten Zwischentestungen der Anwendung mit Erstsemesterstudierenden des ausbildungsintegrierenden Pflegebachelorstudiengangs statt. Für die Testung wurde die sechs Schritte umfassende Anleitung zur Händedesinfektion der WHO als Datenbrillenanwendung durch die Forschungsgruppe von Prof. Lauterbach programmiert. Die Studierenden wurden bei der Testung in zwei Gruppen unterteilt. Während eine Gruppe die Schritt-für-Schritt-Anleitung über ein YouTube-Video trainierte, konnte eine zweite Gruppe die Datenbrillenanwendung testen. Im Anschluss wurde untersucht, ob es Unterschiede bei der Erinnerungsfähigkeit und dem Desinfektionserfolg zwischen den beiden Lernmedien gibt, indem die Studierenden nach einem fünfminütigen Training die Schritt-für-Schritt-Anleitung aus dem Gedächtnis abrufen und wiederholen mussten. Wie erfolgreich die Händedesinfektion war, wurde im Anschluss in einer UV-Box überprüft. Zudem wurden die Studierenden dazu befragt, wie das jeweilig zugeordnete Lernmedium erlebt und bewertet wird und welchen Stellenwert die Händedesinfektion in den ersten Monaten der akademischen Pflegeausbildung und in den ersten Praxismonaten hat.
Die Erkenntnisse aus der ersten Zwischentestung werden in die Weiterentwicklung der Anwendung fließen. Anfang des kommenden Jahres stehen zudem Co-Creation-Workshops gemeinsam mit Pflegefachpersonen aus der langzeitstationären Pflege an, bei denen weitere Funktionsbereiche der Datenbrillenanwendung diskutiert und im Anschluss technisch umgesetzt werden.
MoVe-P wird finanziert durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat. Weitere Informationen zu dem Forschungsprojekt gibt es hier: Modular Vernetzte Datenbrille für die Pflege (MoVe-P) | Forschungsprojekt | RWU Forschung, Wissens- und Technologietransfer